„Ein Gefühl, das ich nicht beschreiben kann, erfüllt oft mein Herz und mein ganzes Sein. In tiefer Liebe kommt es auf – aber auch in Angst, Qual, Schmerz, Hilflosigkeit und Frustration erscheint ein ähnliches Gefühl.
„Sehr verschiedene Gefühle haben sicher etwas Gemeinsames: das Gefühl, überwältigt zu sein. Es kann Liebe sein, es kann Hass sein, es kann Wut sein – es kann alles sein. Wenn es zu stark wird, bekommst du das Gefühl, von etwas überwältigt zu werden. Sogar Schmerz und Leid können dieselbe Erfahrung auslösen. Aber Überwältigtsein ist kein Wert an sich. Es zeigt nur, dass du ein emotionaler Mensch bist.
Das sind die typischen Anzeichen einer emotionalen Persönlichkeit. Wenn sie wütend ist, ist sie nur noch Wut, wenn sie liebt, ist sie nur noch Liebe. Sie wird trunken von diesen Gefühlen, blind. Und jede Handlung, die daraus entsteht, ist falsch. Selbst wenn es überwältigende Liebe ist, die Handlung, die daraus entsteht, ist nicht richtig.
Auf den Punkt gebracht: immer wenn du von irgendeinem Gefühl überwältigt wirst, verlierst du deinen Verstand, du verlierst deine Empfindsamkeit, du verlierst dein Herz darin.
Es ist beinahe wie eine dunkle Wolke, in der du dich verlierst. Und dann wird alles falsch, was du tust.
Liebe sollte nicht Teil deiner Gefühlswelt sein. Gewöhnlich denken und erleben Menschen das so, aber alles, was dich überwältigt, ist sehr instabil. Es kommt wie ein Sturm und geht vorbei, es lässt dich leer, zerschmettert, voller Trauer und Sorgen zurück.
Folgt man denjenigen, die das Wesen des Menschen im Ganzen kennen – seinen Verstand, sein Herz und sein Sein – dann sollte Liebe Ausdruck deines Seins sein, kein Gefühl.
Gefühle sind sehr zerbrechlich, sie verändern sich ständig. In einem Moment scheinen sie alles zu sein, im nächsten Moment bist du einfach leer.
Darum sollte man als erstes die Liebe aus dieser Menge an überwältigenden Gefühlen aussondern. Liebe ist nicht überwältigend.
Im Gegenteil, Liebe ist eine ungeheure Einsicht, eine Klarheit, Empfindsamkeit, Bewusstheit.
Aber diese Art von Liebe gibt es selten, denn nur sehr wenige Menschen erreichen jemals ihr eigenes Sein.
Es gibt Menschen, die ihr Auto lieben… Diese Liebe entspringt dem Kopf. Und dann liebst du deine Frau, deinen Mann und deine Kinder – diese Liebe entspringt dem Herzen. Aber um lebendig zu bleiben, brauchst du Veränderung und weil du Veränderungen nicht zulassen kannst, wird dein Leben schal. Jeden Tag derselbe Ehemann – das ist so eine langweilige Erfahrung. Sie stumpft deine Sensibilität ab, sie stumpft deine Möglichkeiten, Freude zu empfinden, ab. Dein Leben wird nur noch zu Arbeit, ohne Freude. Und da man eine Frau und Kinder hat, muss man ja auch arbeiten.
Du musst die Liebe aus dem Klammergriff deiner Gefühle befreien, in dem sie seit deiner Geburt gesteckt hat, und du musst einen Weg zu deinem Sein finden. Solange die Liebe nicht Teil deines Seins ist, unterscheidet sie sich kaum von Schmerz, Leid und Traurigkeit.“
aus: Osho, Om Shantih, Shantih, Shantih, Talk #17″
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