Immer wenn ich dich sehe, stolpert mein Herz. In diesem einen, unwiederbringlichen Takt, setzt es aus. Denn er diktiert mich noch. Dieser Takt. Dieser Takt, zu dem unsere Herzen tanzten, all die Zeit. Ich kann ihn noch hören, leise pulsiert er im Hintergrund. Jeden Tag.
Frei und leicht und schön und unbeschwert.
Leichtfüßig trippelten die Füße damals übers Parkett, über Wiesen oder Kies. Fest war der Halt und sicher waren wir.
Und dann kam ich auf einmal völlig raus. Erinnere mich nur noch so vage unserer alten Melodie und trampele dir unsaft auf die Füße.
„Pass doch auf!“ sagte ich und „warum kannst du nicht besser führen?“, schimpfte ich.
„Los komm jetzt!“, forderte ich, und „Nein so geht das nicht!“ wütete ich.
Denn ich hatte Angst. Angst, dass ich falle, stolpere und unter mir die Leere ist. Und so forderte ich „Halt mich doch, schlaf doch nicht ein!“
Und du?
Du gingst einfach weg, verliessest das Parkett, beendetest den Tanz, nahmst all den Glanz, all das Gute und die Musik mit dir aus dem Tanz-Saal und gingst fort.
Seitdem stolpere ich durch mein Leben. Mal schlecht mal recht und erst recht – und vor allen Dingen – gerade dann, wenn deine Augen meine treffen, und ich dir unter diese trete. Dann stolpert nicht nur mein Herz, dann wanken meine Füße und suchen den Boden, den ich lange Zeit nicht gefunden habe.
Ich frage mich, ob wir ihn jemals beherrschen, so ganz ohne Angst vertrauen. Dass ich mitgehe, mich führen lasse und du mich führst. Du da bist. Du keine Angst vor deiner eigenen Stärke und Courage und ich keine Angst vor der Ungewissheit habe … Und immer dann, wenn da dieser Auftakt, dieser feine subtile Wechsel in Melodie und Rhythmus uns herausfordert blind zu fliegen, blind zu tanzen, dieser kleine Moment der Schwebe und Ungewissheit, dann schaffen wir es vielleicht irgendwann nicht mehr ins Leere zu greifen oder auf Füße zu trampeln. Dann hören wir vielleicht einmal nicht auf zu vertrauen. Und beenden das, was wir vor langer Zeit begonnen und wofür wir uns getroffen haben.
Dann latsche ich dir nicht voller Angst ungeschickt auf die Schuhe oder greife wild nach dir in Panik, sondern warte einfach ab, bis du die Bewegung wieder aufnimmst. Und du wirst nicht gehen, sondern einfach bleiben. Hältst einfach aus, dass ich unsicher bin. Und nimmst ihn wieder auf, den Tanz des Ungewissen. Und so bleiben wir in Stille über all die ungetanzten Lieder dieser Zeit und warten ab, bis wir uns wieder trauen. Ganz treu, so wie immer, und das gilt, was schon immer galt zwischen uns. Es ist das, was nach Vollendung einer würdigen Liebe strebt, auf dem Tanz-Parkett ist es die Kür.
Dass du da bist und mich fängst.
Und ich mich endlich fangen lasse. Von dir.